Den Brauch des Karnevals, sich zu verkleiden, zu maskieren, Straßenumzüge zu veranstalten, kennt man im Rheinland seit weit über 100 Jahren. Wie in unserer Gesellschaft seit alters her üblich, waren es meist Männer, die im Mittelpunkt des närrischen Treibens standen und die ersten karnevalistischen Vereine gründeten.
Anders in unserem Heimatort Mülhofen. Gemeindepolitisch gehörte Mülhofen bis 1928 zu Sayn und ab 1928 zu Bendorf. Religiös war Mülhofen, ab katholisch oder evangelisch, nach Engers orientiert. So war es nicht verwunderlich, dass das Vereinsleben, die Betätigung auf kulturellem und sportlichem Gebiet sich bis weit nach der Jahrhundertwende für Mülhofener Bürger in den Nachbarorten, vorzugweise in Engers, abspielte, begünstigt auch durch die Tatsache, dass Mülhofener Kinder über Jahrzehnte in Engers eingeschult wurden. Die rühmliche Ausnahme machte der Turnverein Mülhofen, der bereits 1895 gegründet wurde. Die dreißiger Jahre brachten die Wende. Die Kirmesgesellschaft und die Freiwillige Feuerwehr wurden im Industrie- und Arbeiterdörfchen Mülhofen gegründet.
Animiert durch Erstgründungen in der Nachbarschaft hegten 1938 zwei Mülhofener Frauen, nämlich Lena Michels, geb. Rohre, und Liesbeth Rohre, geb. Bäcker, den Wunsch, durch Gründung eines Möhnenverein die Frauen teilhaben zu lassen an der „5. Jahreszeit“ – dem Karneval.
Noch im selben Jahr schritt man zur Tat; der Möhnenverein Mülhofen wurde gegründet. Die nicht leichte Aufgabe, die karnevalistische Idee in der Bevölkerung zu verbreiten und notfalls auch gegen die Männer durchzusetzen, wurde in die Hände von Lotte Dötsch, geb. Faber, (der ersten Obermöhn) gelegt.
Doch die junge Blume blühte nur kurz. Der Zweite Weltkrieg brach aus. Bald erreichten Hiobsbotschaften den kleinen Ort an Rhein und Hängelbach. Männer waren gefallen oder vermisst. Der Krieg forderte seine Opfer und das Vereinsleben kam vollends zum Erliegen.
Doch schon in dem schweren Nachkriegsjahr 1947 keimte der Gedanke an die Wiedergründung des Möhnenvereins Mülhofen. Trotz Hunger und Not regte sich so manche Hand, suchte den alten „Plunder“ aus Kisten und Kasten und einige Unentwegte trauten sich Karneval andeutungsweise kostümiert auf Straßen und in Gaststätten. 1949 war es endlich wieder so weit. Die Wiedergründung unseres Vereins wurde vollzogen und die Vereinsarbeit unter das Motto „Allen wohl und niemand weh“ gestellt. Die unvergessene Käthe Kasper wurde erste Nachkriegs-Obermöhn. Sie stickte sodann eine Fahne, die bei keinem Umzug fehlen durfte. Umzüge gab es fortan an jedem Schwerdonnerstag von Fasel´s Au bis Vatikan. Unter Käthe Kasper gab es auch einen engeren Anschluss an Bendorf. Genau wie der Möhnenzug wurde es zur Tradition, in den Morgenstunden des Schwerdonnerstages der Bendorfer Zeitung, verschiedenen Geschäften und dem Bürgermeister im Rathaus einen Besuch abzustatten. Letzteres ist bis heute erhalten geblieben.
1950 übernahm Veronika Winnen, geb. Hahn, das Zepter des Möhnenvereins und gab es 1951 an Elisabeth Nilges, geb. Gräf, wieder ab. Dies war auch die Zeit, in der der Obermöhn ein Möhnerich, über viele Jahre von Margarete Rüssel dargestellt, zur Seite stand.
Mit immer neuen Ideen belebten die Möhnen das örtliche Vereinsleben. Es galt schon als Sensation, als 1952 der Verein die Bevölkerung zum Möhnenfussball einlud. „Dick“ gegen „Dünn“ hieß es. „Dünn“ gewann mit 3:2. Schiedsrichter des fußballerischen Leckerbissens war der Karnevalist Josef Böckstiegel.
Die ersten Schritte in die „Große Welt des Karnevals“ wagte der Verein durch Beteiligung am Rosenmontagszug in Engers. Das Vereinsleben blieb nicht auf die Karnevalszeit beschränkt. Sommer oder Herbst wurden zu Vereinsausflügen genutzt. Riesengroß war die Beteiligung. Pflicht war es dabei immer, eine Kopfbedeckung, z. B. Hütchen, Schleifchen usw. zu tragen.
1953 erneuter Wechsel im Amt der Obermöhn. Liesel Hardt, geb. Fasel, übernahm die Führung und wurde 1954 von Ina Nalbach, geb. Klaus, abgelöst.
Die Zeit der großen Prunkwagen des Möhnenvereins, gebaut von Mitgliedern der inzwischen gegründeten Karnevalsgesellschaft „Ganz denewer“ Mülhofen, war gekommen. Wie staunte man allen Ortes über die Prunkkarossen der Mülhofener Möhnen. 1956 übernahm die erste Nachkriegs-Obermöhn Käthe Kasper wieder die Führung des Vereins. Sie führte ihn 17 Jahr lang als Vorsitzende und Obermöhn mit viel Geschick. In dieser Zeit waren die Mülhofener Möhnen mit ihren Prunkwagen auch gern gesehene Gäste beim Bendorfer Rosenmontagszug. Käthe Kasper wurde 1973, nachdem sie den Posten der Obermöhn an Änni Schilcher abgegeben hatte, zur Ehrenobermöhn ernannt. Unter Änni Schilcher wurde am 5. Februar 1974 in der Versammlung ein Elferrat gewählt und Monika Brink zum Möhnenhoppeditz ernannt.
Am 30. April 1975 trat Änni Schilcher als Obermöhn und 1. Vorsitzende zurück und übergab beide Ämter an Monika Brink. 1975 fand auch die erste Abendwanderung statt, mit Fackeln und Kerzen, mit Wanderliedern ging es über den Friedrichsberg, durch Sayntal und zum Abschluss in die Gaststätte „Zur Burg Sayn“. Auch in den Jahren 1977-1980 wurden sporadisch Abendwanderungen mit verschiedenen Zielen durchgeführt. 1978 wechselte das Amt der Obermöhn auf Frau Liesel Hammes. Ihr wurde am Schwerdonnerstag 1979 die erste Obermöhnenkette überreicht.
Ab 15. Oktober 1980 übernahm Marga Distelkamp die beiden Ämter der Obermöhn und der 1. Vorsitzenden. 1981 wurde von ihr eine Tanzgarde gegründet und dem Möhnenverein angegliedert. Am 20. August 1981 fand das erste Treffen mit 14 jungen Mädchen statt und das erste Training begann am 28. September 1981. Karneval 1982 gab es die ersten Auftritte. Seitdem bereichert diese Garde in ihren farbenfrohen Kostümen alle Veranstaltungen in Mülhofen. Die Trainerin Roswitha Klein und die Managerin Marga Distelkamp setzten ihr ganzes Engagement ein, um dieser Tanzgarde weiter zum Erfolg zu verhelfen. Einen ersten Erfolg gab es am 18. September 1983, bei den Rheinland-Meisterschaften in Mülheim-Kärlich. Hier konnte die Garde von 22 Damencorps einen beachtlichen 5. Platz erreichen.
1984 fand zum ersten Mal ein Kaffeenachmittag für Möhnen über 60 Jahre statt. Diese Veranstaltung findet bis heute, alle zwei Jahre statt. Bei selbstgebackenen Kuchen und Kaffee können die älteren Möhnen einen gemütlichen Nachmittag mit alten Freundinnen und Bekannten verbringen. In diesem Jahr gab es auch neue Uniformen für die Garde, nachdem die Möhnen bei der Einweihung des „Roten Platzes“ in Mülhofen, den Erlös ihres Getränkeverkaufs für die Kleiderkasse verwenden durften. Auch der Erlös des Gardefrühschoppens im September 1984 wanderte in die neuen Uniformen der Garde.
In den Jahren 1984/1985 nahm Obermöhn Marga aus familiären Gründen nicht am Karneval teil und wurde von Gertrud Röser würdevoll vertreten. In der Session 1985/1986 übernahm Sieglinde Spies kurzzeitig den Posten der Obermöhn. 1985 gab es in Bendorf erstmalig den Neujahrsempfang für den Bürgermeister, ausgerichtet vom Festausschuss. Seitdem nehmen die Möhnen jedes Jahr an dieser Veranstaltung teil, als Besucher und mit ihren Tanzgruppen zur Programmgestaltung. 1985 gab es auch wieder regelmäßige Abendwanderungen.
Ein Fest von allen Vereinen für alle Vereine: 1987 wurde das 1. Barbarafest, vom neugegründeten Ortsvereinsring ins Leben gerufen. Auch hier wirkte der Möhnenverein mit Kaffee- und Kuchenverkauf mit.
50 Jahre Möhnenverein Mülhofen. Dieses Jubiläum wurde bereits am 11.11.1987 eingeläutet. Gefeiert wurde es am 24. Januar 1988 in der Mehrzweckhalle Mülhofen. Der Musikverein Stromberg sorgte für die musikalische Untermalung. Schirmherrin des Jubiläums war Helga Trennheuser. Für das Programm sorgten die bewährten Möhnen-Büttenasse und die Garde. Gratulanten waren u.a .der Bürgermeister, die Kinder-Gesangsgruppe des Kindergartens, der Kirchenchor und das Männerballett der KG Mülhofen. Am Vorabend trafen sich die Möhnen auf dem Friedhof um Blumen an den Gräbern der verstorbenen Obermöhnen niederzulegen. Anschließend gab es eine Messe in der Kirche.
1989 verjüngte sich die Garde und die älteren Tänzerinnen bildeten eine Showtanzgruppe und dem Namen „Große Tanzgarde“. 1990 gab es neue Möhnenkleider in grün. 1981 fand an Schwerdonnerstag wegen des Golfkrieges nur ein gemütlicher Kaffeenachmittag im Gasthaus Rohre statt. Aber sonntags zog ein improvisierter Zug, ohne Prunkwagen, ohne Musik, durch die Straßen von Mülhofen. Im gleichen Jahr hatte sich aus der „Großen Tanzgarde“ die Showtanzgruppe „Männerschreck-Ballett“ formiert.
1992 wurde das Möhnenballett ins Leben gerufen, das Motto des ersten Tanzes lautete „Zirkus Renz“. Auch gab es in diesem Jahr ein Fest für die Garde, auf dem Platz vor der Kirche, denn es waren wieder neue Uniformen fällig.
Seit den 90er Jahren gab es eine Neuerung im Schwerdonnerstags-Programm: „Der Abschluss“. Begonnen hatte es 1989 damit, dass Obermöhn Marga am Ende der Sitzung mit Enkelkind Anna durch den Saal auf die Bühne kam, bevor alle Aktiven auf die Bühne gerufen wurden. 1990 wurde dann mit einer „Reise um die Welt“ erstmalig ein extra Abschluss ins Sitzungsprogramm aufgenommen. 1992 traten unter dem Motto „Zirkus“ Clowns, Wilde Tiere, Seiltänzerinnen und Akrobaten auf. Seit dem Erfolg es „Italien“-Abschlusses 1993 bei dem zum ersten Mal auch Auftritte mit Playback gezeigt wurde, wird diese Neuerung bis heute, jedes Jahr unter einem anderen Motto, durchgeführt.
1993 nahmen die Möhnen erstmalig an der Umweltaktion der Stadt Bendorf teil und sammelten fleißig Müll. Das Männerschreckballett konnte in diesem Jahr mit dem „Gipsy Dance“ große Erfolge auf diversen Turnieren erreichen, z. B. Westerwaldmeister, 1. Platz beim Schweicher Turnier und einen 1. Platz, mit Tageshöchstwertung, bei den Rheinland-Meisterschaften in Mülheim-Kärlich. Die Formation war weit über die Grenzen von Mülhofen bekannt. Sie nahm sehr erfolgreich an Turnieren teil und konnte u.a. auch Nordrhein-Westfalen-Meister werden.
1994 bildeten sich zwei neue Tanzgruppen im Verein, die späteren „Hupfdohlen“ und die Showtanzgruppe der Möhnen. Auch der Nachwuchs wurde nicht vergessen. 1995 wurde die Mini-Strolche gegründet und die Garde präsentierte zusätzlich einen Showtanz, mit dem sie 1996 bei den Koblenzer Stadtmeisterschaften den 3. Platz erreichten. 1996 kamen dann die kleinen Strolche zur Tanzfamilie des Möhnenvereins.
1997 fand erstmalig ein Dankeschön-Abend für alle Helfer des Schwerdonnerstages statt. 1998 fand das 60-jährige Jubiläum unseres Möhnenvereins statt. Es gab jedoch keine offizielle Feier, sondern ein zwei-tägiges Sommerfest auf dem alten Schulhof in Mülhofen, mit Live-Band am Samstagabend und gemütlichem Kaffeeklatsch am Sonntag. Aus den älteren Tänzerinnen der Garde bildete sich eine neue Showtanzgruppe, die „Crazy Girls“
Das Männerschreck-Ballett löste sich auf. Ein Teil der Tänzerinnen und Tänzer gründeten eine neue Formation unter dem Namen „Die Fantastischen 10“ und präsentierten auf der Möhnensitzung 1999 ihren ersten Tanz.
Im neuen Jahrtausend wurde der Obermöhn und 1. Vorsitzenden Marga Distelkamp eine besondere Ehre zu Teil, die Verleihung der Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz, am 10. September 2000. Bereits 1996 hatte sie die goldene Ehrennadel des RKK für besondere Verdienste im Karneval erhalten.
2001 trat zum ersten Mal ein Solomariechen aus eigenen Reihen auf der Sitzung auf. Vanessa Moskopp tanzte sich drei Jahre in die Herzen der Zuschauer und wurde 2005 von Alexandra Patzig abgelöst, die noch heute aktiv tanzt.
2002 nahm der Verein am 1. Groß-Bendorfer-Möhnentreffen teil und 2003 am RKK-Tag in Neuwied. Im Jahr 2003 hatten die Hupfdohlen ihren letzten Auftritt. Einen Teil der Tänzerinnen gründeten, zusammen mit den Resten des Möhnenballetts eine neue Gruppe, die „Golden Girls“.
2004 feierte der Verein sein 66-jähriges Jubiläum. Es gab jedoch keine große Feier, sondern ein gemütliches Fest, nur für Mitglieder. Gefeiert wurde im Pfarrheim.
2005 gab es eine Änderung in der Führungsspitze des Vereins. Marga Distelkamp trat nach 25 Jahren vom Posten der Obermöhn zurück und gab das Amt weiter an Monika Brink. Damit waren zum ersten Mal in der langen Vereinsgeschichte der Posten der Obermöhn und trat der 1. Vorsitzenden getrennt. 2011 trat Marga Distelkamp auch von ihren Posten als 1. Vorsitzende zurück und wurde in der Jahreshauptversammlung einstimmig zur Ehrenvorsitzenden gewählt. Neue 1. Vorsitzende wurde ihre Tochter, Ursel Freisberg. Der Zusatzsatzname „Männerschreck“ wurde 2008 abgelegt und seit April 2013 dürfen wir uns „Möhnenverein Mülhofen e.V.“ nennen.
2012/2013 gab es eine weitere Ehrung für den Verein. Marga Distelkamp bekam den Kreiswackes, die höchste Auszeichnung für Karnevalisten im Kreis Mayen-Koblenz, verliehen, und Alexandra Patzig wurde zum RKK-Mariechen ernannt.
Leider war der Möhnenverein ab Mai 2013 erstmalig ohne Obermöhn, denn Monika Brink trat bei der Jahreshauptversammlung aus gesundheitlichen Gründen von ihrem Posten zurück. An dieser Versammlung konnte keine neue Obermöhn gewählt werden, da die einzige Kandidatin nicht genügend Stimmen von den Anwesenden bekam. Auch bei der Jahreshauptversammlung 2014 stellte sich keine Kandidatin zur Wahl.
Das obermöhnenlose Jahr 2013/2014 hinderte uns jedoch nicht daran, im November 2013 unsere 75-jähriges Jubiläum im Rahmen eines karnevalistischen Frühschoppens zu feiern. In der Mehrzweckhalle Mülhofen, konnten wir, in unseren neuen Möhnenkleider, ganz in Pink, viele Gäste begrüßen. Abordnungen von allen Möhnen- und Karnevalsvereinen aus Groß-Bendorf und Engers, von fast allen Vereinen und Institutionen aus Mülhofen gratulierten unserem Verein. Musikalisch umrahmt wurde der Frühschoppen von den „Brexbachtalern“ und unsere Tanzgruppen füllten das Programm zwischen den Gratulationen und Ehrungen.
Erfreulicherweise erklärte sich im Juli 2014 Annika Müller bereit, das Amt der Obermöhn zu übernehmen. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung wurde sie am 08. Juli 2014 einstimmig zur neuen Obermöhn gewählt. Ehrendamen wurden Beatrix Wingender und Karin Friemel.
Proklamiert wurde unsere neue Obermöhn am 14. November 2014 mit vielen Abordnungen aller Kooperationen aus Groß-Bendorf und vielen Vertretern der Mülhofener Vereine. Ein fröhlicher, kurzweiliger Abend in der Krone, mit einem unterhaltsamen Programm.
Im Jahr 2015 wurden bei der jahreshauptversammlung zwei langjährige Büttenrednerinnen unseres Vereins in den Redner-Ruhestand verabschiedet: Ada Wüst und Hannelore Steil-Freisberg.
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